Am 4. Februar hatte die DIG Gießen die Ehre an einer Führung durch die Synagoge in Bad Nauheim teilzunehmen. Der Vorsitzende, Manfred de Vries, hatte sich an diesem Sonntag extra Zeit genommen, um die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft und ihre Familien durch die Synagoge zu führen und ihre Geschichte zu erzählen.
Die Bad Nauheimer Synagoge wurde 1927-1929 vom Architekten Kaufmann im Bauhausstil erbaut und hat als eine der wenigen den Nationalsozialismus überlebt. Zwar wurde die Synagoge geschändet, jedoch wurde das dort während der Novemberpogrome entfachte Feuer rechtzeitig gelöscht. Die Thorarollen konnten versteckt werden und wurden der Befreiung wieder zurückgegeben. Während des NS wurde die Synagoge als Lagerhaus genutzt. Der erste Gottesdienst nach dem Nationalsozialismus fand am 27. April 1945 statt, einen Monat nach der Befreiung durch US-amerikanische Truppen. Hauptsächlich amerikanische Soldaten, Displaced Persons und ehemalige Zwangsarbeiter*innen sowie KZ-Überlebende nahmen an den Gottesdiensten teil und gründeten eine neue jüdische Gemeinde in Bad Nauheim. Interessant ist auch die Bestuhlung. Die Soldaten spendeten der Synagoge Klappstühle aus einem amerikanischen Kinosaal, die bis heute noch Teil der komfortablen Ausstattung des großen Synagogenraumes sind. Auch die bunt bemalten Fenster der Synagoge sind einzigartig. Sie wurden von einem Mitglied der jüdischen Gemeinde gestaltet. Aktuell werden im Thoraschrein Thorarollen im Alter von 150-400 Jahre aufbewahrt. De Vries erwähnte auch die traurigen Aspekte der aktuellen Zeit. Aufgrund des ansteigenden Antisemitismus mussten kürzlich Umbauten an der Synagoge vorgenommen werden, um die Sicherheit der Gemeindemitglieder zu gewährleisten. Auch äußerte sich Manfred de Vries besorgt über den stärker werdenden israelbezogenen Antisemitismus und betonte sein Mitgefühl mit allen Betroffenen des Terroranschlags vom 7. Oktober.
Nachdem De Vries die Geschichte der Synagoge anschaulich zusammengefasst hatte, führte er die 15 Teilnehmenden durch das jüdische G‘tteshaus. Neben dem großen Synagogenraum konnte die Gruppe die Mikwe bestaunen, die aktuell renoviert wird, sowie den Gemeinderaum, an den eine koschere Küche angrenzt.
Informationen über die Synagoge Bad Nauheim können auf folgender Website eingesehen werden: https://www.jg-badnauheim.de/
Falls Sie zum Erhalt der Synagoge beitragen möchten, gibt es die Möglichkeit zu spenden und eine Spendenbescheinigung zu erhalten, welche steuerlich absetzbar ist: Jüdische Gemeinde Bad Nauheim – DE29 5185 0079 0030 0757 57 – HELADEF1FRI
Zudem gibt es im Wetteraumuseum in Friedberg eine Ausstellung über die jüdische Gemeinde sowie eine Sonderausstellung: „Jüdisches Leben in der Wetterau heute“: https://www.wetterau-museum.de/index_main.php?unid=768